OKULAT, 2011

Für das aktuellste Projekt, in das ich erstmals bewusst die Erfahrungssammlung aus der Projektreihe LANDSCHAFTEN einbringe, streife ich in nächster Umgebung durch die Gegend, um danach im Atelier plastisch weiterzuarbeiten und zuletzt für ein Video erneut in die Landschaft zu treten.







Was ich in der Gegend aufspüre, sind wulstartige Vernarbungen an Bäumen, genannt Wundholz oder auch Kallus, die von äusseren Verletzungen stammen. Ein Kallus ist auch ein Begriff in der Forschung. Damit habe ich mich bereits im artist-in-labs Aufenthalt befasst. Im Labor werden aus Wundgewebe einer Pflanze undifferenzierte Zellen vergleichbar mit Stammzellen kultiviert. Später unter Zugabe von bestimmten Hormonen können daraus die ganze Pflanze oder Teile davon reproduziert werden. In Baumschulen wird dieses Prinzip ebenfalls angewendet. Die Methode heisst hier Okulation oder Kopulation, dabei wird ein edles Gehölz meist auf ein Wildes angebracht. Eigentlich werden zwei Wunden aufeinander gepresst, die eingeleitete Wundheilung verbindet die beiden Gehölze. Die angebrachte Edelsorte wächst weiter und trägt bei Gelingen die gewünschte Frucht.















Auch ich verfahre in diesem Sinne. Mit Silikon nehme ich im Wald Abformungen von Wundholz, im Atelier nähe ich pflanzenartige Gebilde. Füge beides zusammen und giesse die flexible Negativform mit Gips aus. Aus der Narbe wächst so frisches Gewebe, etwas Schönes oder Zerstörendes?
Auf der Videoprojektion schweben Lichtkörper durch den Raum und beleben eine Welt dazwischen.